Hochzeit, Herzschmerz und Hommage

Die Musical Comedy «True Love» im Volkshaus

Von Michael Gasser

Basel. Zigarettenhalter, Paillettenkleider und Stubenmädchen versetzen das Publikum weit ins letzte Jahrhundert. Die Premiere von «True Love» erinnert an eine Agatha-Christie-Verfilmung, doch es geht weder um Mord noch um Hercule Poirot, sondern um einen Polterabend der besseren Gesellschaft. In der Musical Comedy von Hort Productions wird kräftig gesungen und getanzt und im Zentrum steht eine Familie, die sämtliche Facetten ihrer Dysfunktionalität zur Schau stellt:

 Die Braut (Gabriela Müller) ist ein verwöhntes Gör, ihr Auserwählter (José Martin Blanco) ein Tölpel und ihr Onkel (Thomas Hardegger) ein Schürzenjäger. Man schmettert Jazz-Standards wie «Dream A Little Dream Of Me» oder «The Lady Is A Tramp», charakterisiert mittels diesen die Protagonisten und hält dadurch das über zweistündige Stück in Gang.

Statt auf Requisiten setzt man auf Stimmen. Obschon diese – gerade in den oberen Registern – nicht nur überzeugen. Umso griffiger dafür die Live-Musik der SMB Big Band unter Leitung von Andreas Kirschner. Wie es sich für eine musikalische Klamotte gehört, gibts vor dem versöhnlichen Ende etliche Wirrungen und einigen Herzschmerz. Die Hochzeit platzt, weil die biedere Braut glaubt, eine verruchte Seite an sich zu entdecken. Dennoch denkt ihre Mutter (Anne-Catherine Kramis) nicht daran, den Pfarrer abzubestellen. In der Überzeugung, dass da schon noch irgendwer heiratet. Sie behält recht.
Die Inszenierung leidet darunter, dass sich keine der Hauptakteure zur Identifikation anbietet. Sympathie erwecken sie alle nicht. Dazu sind sie entweder zu tumb, zu sehr aufs andere Geschlecht versessen oder zu selbstbezogen. Nur gerade Rinalda Caduff als altersweise Tante Martha und Rosanna Heckendorn – in einer Doppelrolle als männerverschlingende Freundin der Familie und als vorlautes Hausmädchen – schaffen es, dass man ihren (Neben-) Figuren auch Empathie entgegenbringt. 
«True Love» ist eine Hommage ans Liedgut des Great American Songbooks und funktioniert als solche. Ein paar Kürzungen würden dem Stück allerdings nicht schlecht anstehen.

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